(C) by: Dr. med. A. Römer

Diagnostik



Ein Untersuchungsgang in der Chinesischen Medizin - Ein Patient betritt das Sprechzimmer eines Arztes der Chinesischen Medizin.
Das Inventar ist klar gegliedert, lediglich einige Stühle, ein Tisch, Bilder und ein kleiner Medikamentenschrank sind vorhanden.

Der Patient wird ausführlich befragt wie es zu den Beschwerden gekommen ist, ob Kälte oder Wärme eine Rolle spielt, ob sich bei Wetterwechsel oder Wind die Beschwerden ändern, ob bei Schmerzen diese auf Anwendung von Druck oder Massage gebessert werden, ob der Patient viel schwitzt und dieses eventuell besonders in der Nacht,

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wie der Patient schläft und träumt, ob der Stuhlgang hart oder breiig und der Urin hell oder dunkel ist und wie es um die Funktionstüchtigkeit der Sinnesorgane bestellt ist, ob die Tageszeit eine Rolle spielt oder ein Bezug der Beschwerden in Abhängigkeit von bestimmten Nahrungsmitteln festgestellt werden konnte. Frauen werden immer noch nach der Menstruation und ggfs. den Geburten befragt.

Der Patient muss seine Zunge zeigen. Auf diesen Teil der Untersuchung wird viel Wert gelegt, da die Zungendiagnose als subtiler Spiegel des energetischen Zustandes gilt.

Der Zungenkörper wird nach Farbe, Form, Belag und auf allgemeine Hinweise hin wie Ausdehnung, Größe, Feuchtigkeit oder erkennbare Risse beurteilt.

Es wird nach Klimafaktoren gefragt, nach Appetit und Essverhalten, nach Durstverlangen und Schlaf. Auch das Gefühlsleben kommt nicht zu kurz. Der Patient sollte darüber Auskunft geben, ob er zu Zorn, Aggressivität, Lethargie oder häufiger Angst neigt. Dann tastet der Arzt der Chinesischen Medizin in einer für uns ungewohnten Weise den Puls der Patienten. Er untersucht beide Handgelenke jeweils mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger.
Dabei unterscheidet der Arzt der Chinesischen Medizin viele unterschiedliche Pulsqualitäten, z.B. einen "oberflächlichen, tiefen, erschöpften, schnellen, langsamen, gespannten oder rauhen" Puls. Die verschiedenen Pulsbilder an den verschiedenen Lagen der Pulse am Handgelenk liefern bestimmte diagnostische Informationen über die Zustandsbilder bestimmter Funktionskreise. Man gewinnt durch die Tastung der Pulsqualitäten Rückschlüsse über energetische Veränderungen im Körper.

Je nach Art der Beschwerden wird der Patient aufgefordert sich zu entkleiden und es folgt eine Untersuchung des Körpers durch Betastung, die zum Ziel hat, veränderte oder drucksensible Areale der Körperoberfläche zu ermitteln.
Es fällt auf, dass keinerlei technischen Apparaturen zur Anwendung kommen. Der Patient wird nicht mit Röntgenstrahlen untersucht, kein Blut abgenommen, kein Allergietest vorgenommen, auch der Urin nicht getestet.

Die Untersuchungsergebnisse werden vom Arzt sorgfältig dokumentiert und in ein Bezugssystem integriert. Die einzelnen Befunde und Beobachtungen werden somit zu Mosaiksteinen in einem Gesamtbild, welches ein spezielles und somit das individuelle "Disharmoniemuster" des Patienten offenbart. Symptome, krankhafte Veränderungen weisen somit in spezifischer Art und Weise auf Schwachstellen, Schädigungen, Entgleisungen in einem Funktionskreis der Chinesischen Medizin hin.

Dieser Vorgang stellt den zentralen Teil der Diagnostik in der Chinesischen Medizin dar, der aus Sicht der westlichen Schulmedizin ein unfassbarer Vorgang darstellt, sind wir doch schließlich unter dem Einfluss der Naturwissenschaft erzogen worden und erwarten natürlich die Ansätze des gewohnten naturwissenschaftlichen Denkens auch bei einer ärztlichen Untersuchung.

Dennoch ist der Arzt der Chinesischen Medizin in der Lage zu einer eindeutigen Diagnose, einem chinesischen "Muster" zu gelangen.